Formmassen

Formmassen
Formmassen,
 
Kunststofftechnik: pulver- oder granulatförmige Kunststofferzeugnisse, die die Ausgangsprodukte für die Verarbeitung bilden und innerhalb eines bestimmten Temperaturbereiches durch Druck spanlos zu Formteilen oder Halbzeug (Formstoffe) geformt werden können. Formmassen enthalten u. a. Bindemittel (z. B. Phenolharze, Aminoplaste), Füll- und Verstärkungsstoffe (z. B. Glas-, Carbon- und Borfasern, Kreide, Talkum, Gesteins-, Quarz- und Holzmehl, Metallpulver, Ruß, Zellstoff) u. a. Zusatzstoffe (z. B. Farbstoffe, Gleitmittel).
 
Nicht härtbare, thermoplastische Formmassen (Thermoplaste) sind schmelzbar und liegen meist in Form von Pulver oder Granulat vor; die Verarbeitung erfolgt vorwiegend durch Spritzgießen oder Strangpressen, auch durch Kalandrieren. Zu den wichtigsten thermoplastischen Formmassen gehören u. a. Polyolefine wie Polyäthylen (PE) und Polypropylen (PP), Polystyrol (PS) sowie die schlagzähen Copolymere von Styrol mit Butadien (SB), Acrylnitril (SAN) oder Acrylnitril-Butadien (ABS), Polyvinylchlorid (PVC), Polymethylmethacrylạt (PMMA), Polyamid (PA), Polyacetal (Polyoxymethylen, POM), lineares Polyurethan (PUR), Polyäthylenterephthalat (PETP), Polybutylenterephthalat (PBT) sowie Polycarbonat (PC) und Celluloseester, z. B. Celluloseacetat (CA) und -acetobutyrat (CAB).
 
Härtbare, duroplastische Formmassen (Thermodure, Duromere) sind Gemische aus härtbaren Kunstharzen (Bindemittel) und Füll- und Verstärkerstoffen (Harzträger). Bindemittel sind u. a. Phenol-(PF-), Harnstoff-(UF-), Melamin-(MF-), Epoxid-(EP-), ungesättigte Polyester-(UP-)Harze; als Harzträger dienen u. a. Holzmehl, Zellstoff (als Mehl oder Faser), Textilfäden, Gewebeschnitzel, Gesteinsmehl, Glimmer, Asbest, Glas- und Kunststofffasern. Bindemittel und Harzträger zusammen bestimmen die Eigenschaften der Formmassen und der daraus gefertigten Formteile. Beim Verarbeiten durch Pressen, Spritzpressen, Spritzgießen zu Formteilen und duroplastische Halbzeugen (z. B. Schichtpressstoffe) wird die härtbare Formmasse unter Hitze und Druck geformt und zugleich durch chemische Umwandlung gehärtet; der gehärtete Formstoff kann nicht wieder geschmolzen werden. Kennzeichnende Eigenschaften der duroplastischen Formstoffe (abgestuft je nach Bindemittel und Harzträger) gegenüber Thermoplasten sind Steifheit, Oberflächenhärte, Flammwidrigkeit sowie Beständigkeit gegen Wärme und Lösungsmittel. Härtbare Formmassen werden besonders in der Elektrotechnik für Installationsteile, Grundplatten, Gehäuse, Kontaktleisten, Isolierteile aller Art, Bauteile für Kraftfahrzeug-Zündanlagen, ferner im Fahrzeug- und Maschinenbau, bei Haushaltgeräten (einschließlich Ess- und Trinkgeschirr), für wärmebeständige Topfgriffe u. a. verwendet.
 
 
Kunststoff-Hb., hg. v. G. W. Becker u. D. Braun, auf mehrere Bde. ber. (1-31985 ff.);
 
Kunststoff-Lex., hg. v. K. Stoeckhert u. W. Woebcken (81992).

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Harnstoffharz-Formmassen — Harnstoffharz Formmassen,   zur Gruppe der Aminoplastformmassen (Aminoplaste) gehörende, härtbare Formmassen mit Harnstoffharz als Bindemittel …   Universal-Lexikon

  • Polyesterharz-Formmassen — Poly|ẹsterharz Formmassen,   Alkydharzpressmassen, härtbare Formmassen mit ungesättigten Polyesterharzen (UP, Polyester) als Bindemittel und meist anorganische Harzträgern. Im weiteren Sinn zählt man zu den P. auch Harzmatten… …   Universal-Lexikon

  • Thermoplastische Formmassen — Die Polyolefinformmassen von Polyethylen und Polypropylen werden nach ISO 1872 (PE) und ISO 1873 (PP) gekennzeichnet. Kunststoffe müssen vor der Verarbeitung mit Additiven und Zuschlagstoffen versehen werden. Um diese Änderungen nachvollziehen zu …   Deutsch Wikipedia

  • DIN 7708 — Bereich Kunststoff Titel Kunststoff Formmassen Kunststofferzeugnisse Kurzbeschreibung …   Deutsch Wikipedia

  • Kunststoff — Stäbchenmodell des Polypropylens, Kohlenstoff blau – Wasserstoff grau Als Kunststoff (organisches Polymer) (umgangssprachlich Plastik, Plast oder Plaste) bezeichnet man einen Festkörper, dessen Grundbestandteil synthetisch oder halbsynthetisch… …   Deutsch Wikipedia

  • Polystyren — Strukturformel Allgemeines Name Polystyrol Andere Namen Polystyren Kurzzeichen …   Deutsch Wikipedia

  • Polystyrol — Strukturformel Allgemeines Name Polystyrol Andere Namen Polyst …   Deutsch Wikipedia

  • Sagex — Strukturformel Allgemeines Name Polystyrol Andere Namen Polystyren Kurzzeichen …   Deutsch Wikipedia

  • Schaumpolystyrol — Strukturformel Allgemeines Name Polystyrol Andere Namen Polystyren Kurzzeichen …   Deutsch Wikipedia

  • Spritzgiessen — Spritzgießmaschine Form …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”